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Intro: Warum dieser Blog?

Datenschutz wird wichtiger – aber nicht einfacher

Die meisten Internetnutzer haben ein ungutes Gefühl, wenn es um ihre Privatsphäre geht: Wer überwacht alles mein Surfverhalten? Was fangen die Technologiefirmen mit den ganzen Daten an? Und was soll es bringen, dass mich inzwischen jede Website um Einverständnis fragt, bevor sie Cookies bei mir speichert?

Ich beschäftige mich seit längerem mit dem Thema Datenschutz und stelle fest, dass zwar das öffentliche Interesse am Thema zunimmt, aber die Sache für mich als Nutzer dadurch nicht einfacher wird.

Die SwissCovid-App als Trigger

Im Sommer 2020 stand ich vor einem Dilemma: Um mich und andere vor COVID-19 zu schützen, wollte ich die App SwissCovid installieren. Unter Android konnte ich diese aber nur wirksam einsetzen, wenn ich meinen Standort immer aktivierte, obwohl die App selbst nie auf den Standort zugreift. Eine Absurdität der Google-Architektur, die nicht überall gut ankam.

Für mich war der Standort eine Art „letzte Bastion“ gewesen, die ich nur unterwegs gelegentlich preisgab, wenn ich wirklich GPS benötigte. Dennoch fühlte ich mich gelegentlich von Google und seinem Datenhunger belästigt, so schlug mir Google Maps plötzlich vor, meine privaten Fotos für alle einsehbar hochzuladen. Es ist auch hinreichend bekannt, dass Google seine Datenschutzeinstellungen bewusst so gestaltet, dass viele Nutzer Standortdaten mit Google teilen, obwohl sie dies vermeintlich ausgeschaltet haben.

Ist Apple besser?

Mein Datenschutzdilemma brachte mich zum Nachdenken und so suchte ich nach Alternativen zu „Freund Google“. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass Apple viel „datensparsamer“ ist als Google und sich deutlich mehr Mühe gibt, Daten wo möglich lokal auf dem Gerät zu verarbeiten, statt alles in die Cloud zu schicken. Ein Artikel von 2016 vertritt sogar die Meinung, dass Apple den Anschluss zu verlieren droht, wenn die Firma weiterhin so wenig Daten sammelt. Aber der iPhone-Hersteller verdient sein Geld noch immer hauptsächlich mit dem Verkauf von Geräten, und dafür ist Datensammeln nun mal weniger entscheidend als für den grössten Medienkonzern der Welt.

Google ist zu dominant

Ein weiterer Grund für meine Google-Skepsis ist die Tatsache, dass der Suchmaschinenbetreiber nicht nur auf dem Smartphone Daten erhebt, sondern auch im Web ein dominanter Aktor ist. Für Dienste wie Youtube, Google Maps oder die Google-Suche gibt es zwar Alternativen. Mit Angeboten wie Google-Anzeigen, Google Analytics, Google Fonts oder ReCAPTCHA, die fast in jeder Website in irgendeiner Form eingebettet sind, kann Google einen aber auch dann quer durchs Internet verfolgen, wenn man selber keine Google-Dienste nutzt. Diese Dominanz eines einzelnen Konzerns ist meines Erachtens auch ohne den Smartphone-Teil schon beunruhigend genug. Selbst wenn man annimmt, dass Google sich ethisch verhält und keine Zensur übt, ist es für den globalen Wissensaustausch schlecht, wenn alle auf einen Suchbegriff dieselben Antworten finden – und diese wenn immer möglich auf Google-Dienste verweisen.

Der Umstieg aufs iPhone – ein Kompromiss

Bei aller Google-Skepsis war ich Android lange treu geblieben, weil ich ein grosser Fan von freier Software bin. Auf Android kann man solche über den alternativen App-Manager F-Droid nutzen. Apple dagegen lässt keine Alternativen zu seinem Appstore zu und verbietet Software mit GPL-Lizenz komplett. Die Free Software Foundation rät zudem noch aus weiteren Gründen von Apple-Geräten ab.

Die oben ausgeführten Datenschutzüberlegungen brachten mich dennoch dazu, mir im Sommer 2020 ein iPhone SE zu bestellen. Bin ich damit zum Apple-Jünger geworden? Nein. Am liebsten würde ich alternative Plattformen wie puri.sm oder e.foundation unterstützen, die an keinen Grosskonzern gebunden sind und auf freier Software aufbauen. Aber als ehemaliger Nutzer von Maemo und CyanogenMod bin ich eher skeptisch, ob sich solche Lösungen langfristig über Wasser halten können. Ich habe vor, in einem künftigen Post näher auf aktuelle Alternativen zum Android/iOS-Duopol einzugehen.

Daten schützen sich nicht von selbst

Auch auf dem iPhone ist „Privacy by Default“ eine Illusion. Ich habe mir deshalb vorgenommen, mich künftig stärker ins Thema Datenschutz einzulesen und meine konkreten Empfehlungen in diesem Blog weiterzugeben. Datenschutz ist nämlich sehr oft keine individuelle Entscheidung: Wenn zum Beispiel viele meiner Freunde eine Messenger-App benutzen, die ihre Nutzer ausspioniert, dann habe ich selbst auch fast keine andere Wahl, als diese App zu installieren. Oder eben meine Freunde davon zu überzeugen, auf eine Alternative zu wechseln.

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